Freitag, 20. Mai 2016

Meine Graduation 🎓

13. Juni 2014

Freitag, der dreizehnte.

Der Tag, an dem ich von meiner amerikanischen High School graduiert bin. Natürlich war ich nur für ein Jahr Schüler dieser Schule und was ich bekommen habe, war auch kein echter Abschluss, sondern lediglich ein Zertifikat. Trotzdem war ich wahnsinnig aufgeregt und gleichzeitig unglaublich stolz, als ich in meine Robe gestiegen bin und mich für die Zeremonie zurecht gemacht habe.

Bevor wir zur Schule gefahren sind, sind meine Eltern zu uns nach Hause gekommen und wir haben Bilder - wie sollte es anders sein - vor dem Baum im Vorgarten gemacht. Dann sind wir aufgebrochen. Während sich meine Familien in die Reihe der Gäste einreihten, bin ich in die zweite Sporthalle gegangen, wo sich die Seniors versammelten. Auch dort wurden Fotos in allen möglichen Gruppenkonstellationen gemacht. Dann stellten wir uns der Reihe nach alphabetisch auf. Wie wir stehen mussten, wussten wir bereits, da wir einige Tage zuvor eine Durchlaufprobe gemacht hatten. Daher wussten wir auch den ungefähren Ablauf, wann wir aufstehen oder uns hinsetzen mussten und wie wir über die Bühne zu gehen hatten. Als wir uns alle aufgestellt hatten, schritten wir in Zweierreihen zur großen Sporthalle und dort den Gang hinunter zu unseren Plätzen direkt vor der eigens für die Zeremonie aufgestellte Bühne, während die stolzen Eltern alle fleißig Fotos machten.
Das besondere an der Zeremonie war, dass es auch gleichzeitig mein letztes Chorkonzert war. Ein letztes Mal mit den Menschen singen, mit denen ich ein Jahr lang täglich die erste Stunde verbracht hatte. Dann kam schließlich der große Moment, mein Name wurde aufgerufen und ich ging auf die Bühne, um dem Schulleiter die Hand zu schütteln und mein Zertifikat in Empfang zu nehmen. Und ja, als wir alle wieder saßen und die Zeremonie zu Ende war, sind wir aufgestanden und haben unsere Kappen in die Luft geworfen, genauso wie im Film. :)
Danach ging es raus und auf den Parkplatz vor der Turnhalle, wo sich alle Seniors und Gäste tümmelten und jeder versuchte, mit jedem mindestens ein Foto zu machen. Alle fielen sich in die Arme, es lag eine Mischung aus überschwänglicher Freude und wehleidigem Abschiedsschmerz in der Luft.

Nicht jedem Austauschschüler ist die Chance vergönnt, die High School als Senior zu besuchen und sie mit der Graduation abzuschließen. Oft wird man seinem Alter entsprechend eingestuft, was dann meistens dazu führt, dass man die Schule als Junior oder sogar Sophomore besucht und diesen besonderen Moment höchstens von der Zuschauertribüne aus erlebt. Manchmal kann man aber auch einfach darum bitten, das Jahr als Senior zu machen, obwohl man zu jung ist, da das Jahr ohnehin nicht richtig zählt und man so viele Erfahrungen mitnehmen möchte wie möglich und die meisten Schulen haben dafür vollstes Verständnis. Also habt keine Angst davor, einfach mal nachzufragen. Es wäre doch schade, so eine schöne Chance zu verpassen. Ich persönlich bin sehr dankbar dafür, dass meine Schule von vornherein dafür gesorgt hat, dass ich diese Chance hatte, indem ich direkt in die Seniorclass gesteckt wurde. Es war nicht nur die Graduation sondern auch der Prom, die Senior Trips und viele andere Kleinigkeiten, die für mich zu ganz besonderen Erinnerungen geworden sind, die ich nicht mehr missen möchte.


















Samstag, 14. Mai 2016

Das erste Wiedersehen

Wenige Tage vor meiner Graduation sind meine Eltern in Madison, WI, USA gelandet. Nach einigem Hin- und Herüberlegen hatten wir uns dafür entschieden, dass sie mich aus den Staaten abholen, weil sie so die Chance hatten, ihre Tochter von einer amerikanischen High School graduieren zu sehen, den Ort kennenzulernen, der zu meinem zweiten zu Hause geworden war, die Menschen zu treffen, die für mich zu einer zweiten Familie geworden sind und als kleines i-Tüpfelchen im Anschluss noch gemeinsam mit mir die amerikanische Ostküste zu bereisen.

Ob man wirklich möchte, dass seine Eltern einen abholen, muss jeder Austauschschüler für sich selbst entscheiden denke ich. Nicht nur einmal habe ich gehört, dass Leute ihre Eltern nicht dort haben wollten, weil sie einfach nicht Welt dieses zweiten, ganz anderen Lebens waren. Ich muss zugeben, dass es auch für mich merkwürdig war, besonders weil ich das Gefühl hatte, dass sich meine Gasteltern herabgesetzt gefühlt haben. Meine Gastmutter dachte sogar, ich würde es vorziehen, schon bei ihnen aus- und bei meinen Eltern im Hotel mit einzuziehen, sobald sie ankamen. Das kam für mich überhaupt nicht in Frage, denn das war doch mein zu Hause - warum sollte ich lieber in einem Hotel wohnen als zu Hause bei meiner Familie? Gleichzeitig war es auch schwer, meinen Eltern nicht mit genau dieser Einstellung vor den Kopf zu stoßen. Natürlich sind sie meine echten Eltern, trotzdem sind da jetzt diese anderen Leute, die ich auch liebe. Zum Glück waren meine Eltern, was das anging, immer sehr verständnisvoll. Deshalb habe ich persönlich es sehr genossen, ihnen meine zweite Welt zu zeigen. Es half ihnen, ein bisschen besser zu verstehen, wovon ich das ganze Jahr über geredet hatte. Ich konnte ihnen mein Zimmer zeigen, das Haus, meine Schule, den Ort. Mein zweites zu Hause.

Allerdings war das Wiedersehen nicht ganz so schön, wie ich es mir gewünscht hätte. Wir hatten meinen Eltern versprochen, sie vom Flughafen abzuholen. Josh bestand jedoch darauf, dass Nick umbedingt noch zu seinem Baseball-Training geht. Hätten wir pünktlich sein wollen, hätten wir los fahren müssen, bevor das Training überhaupt los ging. Erst danach los zu fahren, bedeutete, fast eine Stunde zu spät zu kommen. Zudem war der Flieger meiner Eltern auch noch überpünktlich, sodass sie dann eine ziemlich lange Zeit verwirrt auf uns am Flughafen warten mussten. Das mangelnde Interesse meiner Gasteltern an meinen richtigen Eltern in diesem Moment hat mich ziemlich traurig gemacht und ich muss ehrlich zugeben, dass ich es bis heute nicht nachvollziehen kann. Meine Eltern sahen es allerdings relativ gelassen. Ich blieb dann bei Ihnen am Flughafen, wir organisierten den Mietwagen, ich half ihnen beim einchecken ins Hotel und dann fuhren sie mich wieder nach Hause.

Montag, 9. Mai 2016

Für immer

Seit fast zwei Jahren bin ich inzwischen wieder in Deutschland. Über den Abschied habe ich euch noch gar nichts erzählt. Auch nicht über die schönen, wenn auch schmerzhaften Tage und Wochen, die darauf folgten.

Das Jahr scheint eine Ewigkeit zurückzuliegen und gleichzeitig erst gestern geendet zu haben. Ich denke noch sehr oft an diese wundervolle Zeit zurück. Es war eine einzigartige und unbezahlbare Erfahrung, die ich um nichts in der Welt würde eintauschen wollen. Die Menschen dort sind zu meinem zweiten zu Hause geworden und ich vermisse sie jeden Tag. Dieser Schmerz ist jetzt ein Teil von mir so wie auch die Erinnerungen für immer ein Teil meines Herzens sein werden und dafür bin ich unendlich dankbar.

Mit allen, die es interessiert, möchte ich jetzt noch einmal zurückblicken auf das Ende dieses Abenteuers und auch erzählen, wie es mir seit meiner Heimkehr ergangen ist.

Viel Spaß beim Lesen
Eure Anne